Kraftwerk. Unplugged.

Kraftwerk, das ist per Definition die Perfektion in einer geglätteten Musik. Da darf kein Fehler passieren, kein Fehlton. So schätzt oder hasst man die Gruppe. Seit den 70ern. Ich liebe sie zum Beispiel. Also habe ich gerne nach meiner ersten Konzerterfahrung in den 90ern eine Karte für das 2023 Konzert in Zürich gekauft. 100 CHF für zwei Stunden Perfektion, kein schlechter Deal.

Und dann das. Kurz vor dem Auftritt kommt jemand schüchtern auf die Bühne und erklärt uns im Innenhof des Landesmuseums, dass die Projektionswand hinter den Musikern in die Brüche ging und nicht läuft. Dass Kraftwerk aber das Konzert trotzdem leisten will. Pfiffe, Unverständnis, „Geld zurück“. Der Auftritt geht los. Heraustreten vor einem vollkommen stillen Haus die vier Musiker und legen ungerührt los. Kaum Scheinwerfer, keine Bilder, nur die reine Musik.

Ich habe „Kraftwerk Unplugged“ immer als Witz verstanden, aber nun wird dies brutale Wirklichkeit. Die Musiker arbeiten sich an der Musik ab, alles andere muss vielleicht zum ersten Mal seit 40 Jahren rein im Kopf der Zuhörer stattfinden. Kleine Fehler schleichten sich ein, eines der Pults verliert einen Teil der Beleuchtung, einer der Musiker schaltet die falsche Farbe auf seinem Anzug ein, der Vocoder funktioniert nur, wenn man ihn auch einschaltet. Sicher keine einfache Sache für die Musiker. Aber sie machen ihre Sache zunehmend besser. Und ich geniesse dieses „Fehlkonzert“ als ein besonderes Event. Einen „Unique Moment“, so nennen es die Veranstalter schon vor der ersten Note als Konmzertreihe. Wie Recht sie haben.

Trotzdem glaube ich, dass Kraftwerk danach von der Bühne ging und erst einmal vor Wut den Laptop gewürft hat. Wie peinlich für sie, die nix dafür konnten. Ich danke herzlich, dass sie diese Digitalschande auf sich genommen haben.