Ueli geht

ueli

Was mich wohl am traurigsten an der Nachricht zum Tod von Ueli Steck macht, in dem Moment, als ich ihn noch ahnungslos aus einer Schlagzeile genau dann entnehme, wie ich in Sonntagslaune an der Eiger Nordwand vorbei fahre, die ihn mit den zwei Stunden und 22 Minuten verewigt, in denen er sie alleine hinaufrannte: er stirbt glanzlos. Fast im Vorbeigehen. Während eines Trainings. Auf einem Übungsberg für seine Mount Everest und Lhotse Tour, die er famos meistern wollte. Es ist kein Abschluss im Triumph, es ist ein geradezu nebensächlicher Sturz, eine Wand hinunter. Ein Fehltritt und der weite Fall hinunter, fast tausend Meter. Und dort findet man ihn. Zerschmettert. Das ist kein Ende, wenn man ihm überhaupt ein solches wünschen wollte, das in all die Geschichten von ihm passen möchte. So sterben Helden nicht in meiner Vorstellung, die wohl grundfalsch ist. Ich bewundere ihn, war vom ersten Zuschauen auf einer Bühne in Interlaken vor elf Jahren so sehr von ihm angetan, dass mir so ein Gehen nicht einleuchten will. Wenn er unauffindbar geblieben wäre, in das dortige Eis eingeschlossen, wenn er doch kopfschüttelnd einfach ab- und ausgestiegen wäre, könnte ich das jetzt verstehen. Aber so beiläufig will die Geschichte mit ihm nicht aufgehen. Der Tod, ein Schnitt, es kümmert sich nichts darum, wie wir Ueli Steck erzählen wollen. Und es bleibt uns doch nichts anderes. Es schert sich ganz sicher nicht um uns. Um ihn schon gar nicht. Aus, mit einem nicht auflösbaren Schlussakkord, der einen merkwürdigen Einsatz findet.