Die Zirkusvorstellung im Kindergarten. Alle Darsteller auf der improvisierten Bühne sind gerade einmal fünf oder sechs Jahre alt. Nach den Clowns und der Jongleurnummer mit den Taschentüchern legen viele Händchen auf dem Boden akkurat ein Seil aus. Musik aus dem CD Player, auftritt ein Mädchen im rosanen Tüllrock. Sie konzentriert sich und schreitet vorsichtig auf die Seillinie, jetzt nur nicht herunter fallen. Der Blick geradeaus, und die Hände beschreiben die aufknopsenden Blätter einer wunderschönen Blüte. Vollkommen vergessen von dem, was noch wenige Augenblick vorher war, der Kindergarten, die vielen verschwitzten Eltern an diesem Sommerabend, der CD Player der bei Track 8 immer zu springen beginnt, die anderen Kinder, alle das vergessen. Sie schreitet vorsichtig voran in ihre Vorstellung hinein. In der sie weit über den Zirkusboden der Manege ein straffes Seil unter sich weiss, mehr nicht. Ein Schritt daneben wird sie fallen lassen, aber davor hat sie keine Angst. Es wird nicht passieren, sie wird vollkommen und grazil bis zum einen Ende schreiten, dann eine Wende am Seilende machen und zurückwandeln. Sie weiss alle Augen auf sich, sie wird vollendet wir eine aufgeblühte Rose sein. Ganz eins mit sich.
Vom Rand her, da wo die Zuschauer sitzen, roll kullernd und zäh eine Murmel auf das Seil zu.