(1) Oper. Marathon.

Ich dachte mir, dass der Gang in die Oper den Fastenmonat für mich gut abschlösse. Ein Marathon von 6 Wochen ohne Alkohol, stabiles Essen und mit viel Tee feiert man am besten durch eine Oper Marathon, dachte ich mir. ZUmal draussen vor der Zürcher Oper noch der diesjährige Züricher Marathon zuende ging. Gerade als ich in das Foyer trat, torkelten die letzten aus dem Mittelfeld durch die Ziellinie und kotzten sich beim Zieleinlauf auf dem Sechselüüte PLatz mit zu schnell getrunkendem Mineral die Seele aus dem Leib.

Das sollte mir in der Oper nicht passieren. Zum einen mag ich Wagner sehr gerne, auch und vor allem Lohengrin. Und nach der ersten Pause zum Eröffnungsakt würde mir auch kein Mineral die Lippen berühren. Ich würde erst vor dem dritten Spieldrittel eine Cola ziehen, um fit zu bleiben.

„Lohengrin“ ist nichts für Sprinter. Mit einer Laufdauer von 4.5 Stunden (mit Pausen) kann man hier schon von einem kleinen Marathon sprechen. Gut, der Ring, den ich vergangenes Jahr reingezogen habe, war da schon noch einmal ein anderes Ding. Aber der Sonntag wollte auch so durchgestanden sein. Wagner muss in die Beine gehen, damit er Spass macht. Wie bei einem „echten Marathon“ ab dem zweiten Akt müssen sie schmerzen, denn man sitzt im 2. Rang oben links doch etwas bedrängt und mit eingeknickten Füssen. Das tut der Oper keinen Abbruch. Sie ist einfach schön, romantisch, furchterregend (wegen der Seherin Ortrud) und musikalisch durchaus ohne Längen.

Draussen schlurften immer noch Nachzügler an das Ziel, konnten kaum mehr laufen, oder es wankten die ersten besoffenen mit silbernen Medaillen nach hause. Aus der Oper torkelte ich glücksbeseelt und müde vom Schönen. Man muss nicht laufen, um sich zu erschöpfen. Die Kombination aus beidem könnte spannend sein. Marathon mit Wagner auf den Ohren.

Danach würde ich vermutlich Geiseln nehmen.