(8) Achtlos. Angemessen.

An Sonntagen pflege ich gerne in Museen zu weilen. Es ist das Erhabene einzelner Objekte und Darstellungen, das mich aufrichtet. Denk ich mir. Also fahre ich nach Solothurn, steige von dort in einen Bus zum Industriegebiet und suche ein interaktives Technikmuseum mit Automobilen, Computern und Medienmaschinen auf. Gespannt steige ich die Betontreppen hinauf. Gleich wird die totale Entspannung einsetzen. Man verspricht mir Interaktion und die grösste Sammlung aller (!) Apple Computer in der Schweiz.

Erst einmal stehe ich vor lieblos überfüllten Regalen mit ausgemusteter Medientechnik, die sichtlich genutzt wurde. Soll sie ja auch. NIchts von einer fetischartigen Patina, auch nicht bei den beiden NEXT Computern, die die Sammlung sogar besitzt. Die habe ich seit den 90ern nicht live gesehen. Leider sind sie offline. Mir wird in meiner Enttäuschung schnell klar: das ist eigentlich richtig. Diese Maschinen gehören nicht auf Altare, sie sind lieb- und achtlos hingestellt, weil sie Nutzgegenstände waren und eigentlich noch sind (vorausgesetzt, sie funktionieren noch).

Genauso muss man ein Technikmuseum hinstellen. Es geht nicht um Ästhetik, es geht um den Genuss von früher Alltäglichem. Wehe wenn die Weihefahnen um die Gehäuse hängen. Je lapidarer so ein Kasten vor mir steht oder – wie im Keller – zum Verkauf angeboten wird, desto besser.

Es ist nur folgerichtig, dass eine eklektische Sammlung von Übriggebliebenem auch im Shop zum Verkauf ansteht. Dinge, die das Museum nicht mehr interessieren, die sich ein Technik Freak aber aus Lust an der Erinnerung kaufen kann. Natürlich lieblos zusammengestellt.

Ich verlasse beglückt das Gebäude. Endlich kein Weihetempel der Erfindungen des 20. Jahrhunderts mehr. Sondern eine Industriehalle, die neben einem Originalblatt (!) der Gutenberg Bibel einen unsortierten Setzkasten aus vergangenen Zeiten rotzt und sich nichts dabei denkt. Genau so. Nicht anders. Es hätte mich gewundert, wenn es hinter der Kasse anders ausgesehen hätte als unten. Das war übrigens der Blick von der improvisierten Garderobe.

Es umfängt mich Tiefenentspannung. Danke.