Am 31.12. und 13.1. (also neuem und altem Silvester) kommen ab Mitternacht die Silvesterchlausen rund um Urnäsch zusammen und gehen von Haus zu Haus. Dort jodeln sie drei Zäuerli als Segen für die Familie im Haus. Eine Nachbarschaftswohltat. Wundervoller Gesang, nicht als touristische Darbietung gedacht. Gegen Mittag zu kommen dann die verschiedenen Gruppen auf dem Dorfplatz von Unräsch zusammen und singen für die Öffentlichkeit.
Wann immer ich kann nehme ich den Zug ins Appenzell und schaue mir diesen Jahresabschluss an. Er rührt mich. Auch wenn dort nicht für Auswärtige gejodelt wird. Ich bin Zaungast und freue mich daran.
Die Sänger stehen im Kreis zueinander, sie singen nicht für uns sondern für sich. Sie bilden eine Gemeinschaft.
Aber die Bilder geben keinen wirklichen Eindruck davon, was dort wirklich los ist, wenn die Auswärtigen auf den Dorfplatz strömen und sich dabei mit Glühwein zuschütten (die Sänger bekommen übrigens Weisswein durch Trinkhalme als Stärkung). Die folgenden Bilder schon eher.
Ein Trubel, der vergessen lässt, dass es sich hier nicht um Gesangspuppen sondern Einheimische handelt, die diesen Brauch aufrecht erhalten. Der Rest ist am Konsumieren und sucht den perfekten Foto-Shot. Da, ein Ausruf, einer der Sänger bricht aus und steht ganz alleine mit dem Rücken zu den FotografInnen in der Sonne. Wie erhaben. Aber wenn man genauer hinsieht und nicht nur fotografiert, sieht man: der Mann pinkelt sich den dargebotenen Weisswein von der Seele.
Wenn es hier nicht menschelt… heisst aber nicht, dass das Fotografieren deshalb aufhörte.