Einsam, nicht krank

Sie sagen, dass wir uns zurückziehen sollen. Und das macht Sinn. Es ist nicht leicht, aber es gibt ein Einsehen. Und es ist schleichend anstrengend. Aber nicht, weil ich mit der Familie zusammen einsam bin. Denn womit wir eigentlich umgehen, ist nicht einsam sein zu wollen. Wir benehmen uns so, als wären wir auch, schon, immer noch krank und müssten uns deshalb zurückziehen. Es ist eine angenommene Krankheit, damit wir uns so verhalten wie es Kranke tun. Wir bleiben im Haus und meiden den Kontakt mit anderen. Innerlich sagen wir uns vielleicht: Ich bin gesund, ich werde die Zeit der Zurückgezogenheit auch geniessen. Ich werde das Beste daraus machen. Aber ein grauer Faden spinnt sich in unsere Gedanken. Wir sind doch auch krank, oder? Das ist es, was müde macht. Nicht die abgeschlossene Tür und die fehlende Ansprache da draussen, wo wir früher, noch vor einer Woche, hin konnten. Wir wissen nicht, wann diese Krankheit aufhören soll. Dann wenn wir sie wirklich bekommen und dann überwinden. Oder dann, wenn wir alle zusammen, irgendwann, wieder als gesund erklärt werden. Ich will ein Fest veranstalten. Das dann an diesem Tag stattfindet. Dann, wenn wir alle wieder vor die Häuser gehen, uns ohne Scheu in die Arme fallen dürfen und sagen: es ist gut jetzt und ich war immer gesund. Ja, darauf setze ich meine Hoffnung, und darauf will ich dann anstossen. Aber jetzt bleibe ich ruhig auf einem Stuhl sitzen und atme aus. Mehr nicht.