Schlüsselerlebnis

Die Übergabe der Airbnb Wohnung in Bern macht mir wieder klar, warum ich so gerne in diesem Land lebe. Die Vermieterin Elisabeth ist ein wenig zurückhaltend, aber sehr freundlich. Und als ich ihr sage, dass ich auch die Woche darauf wieder übernachten werde, gibt sie mir den Schlüssel mit den Worten: behalten Sie den bis nächste Woche einfach.

Ich bin verblüfft. Jemand drückt mir ohne mich wirklich kennengelernt zu haben oder mich zu kennen den Zugang zu ihrer privaten Wohnung in die Hand. Vertrauen, das mich ehrt. So habe ich jetzt eine Woche das Gefühl die schönste aller denkbaren Stadtwohnungen so an meinem Schlüsselbund zu haben, wie ich das mit dem Zugang zu meiner Wohnung in Zürich oder meinem Haus im Allgäu habe. Das tut gut und ist schön.

Ja, in diesem Land bleiben auch die Blumen eines Supermarktes über Nacht draussen, ohne dass sie jemand entwendet, man kann Christbäume am Paradeplatz mit grossen Kugeln aufstellen, ohne dass sie jemand zerbricht. Soviel Vertrauen aufeinander ist wie ein Klang aus einer anderen Zeit. Und dieser Klang ist schön. Ich trage den Schlüssel mit der Schildkröte jetzt wie einen unglaublich wertvollen Schatz bei mir. Schon alleine weil ich mich frage, ob es Schlüssel überhaupt bräuchte.