Disney abgeschirmt

Übermüdet vom Jetlag stehe ich in Anaheim an den Eingangstoren von Disneyland. Nicht dass ich deshalb hierher gekommen wäre. Eine Veranstaltung meines Arbeitgebers fesselt mich eine Woche an das Congress Center gegenüber. Aber wenn man schon neben dem Schloss aufgewachsen ist, dass vielleicht Pate für den Zuckerguss stand, der hier als weltweit bekanntest Symbol des Vergnügungsparks zu finden ist, dann sollte man schon dort vorbeischauen. Dachte ich. 130 USD, nur um dort hineinzuschauen sind es mir nicht wert. Und ich bleibe irritiert vor den Ummauerungen des Parks stehen.

Was innen dem Spass und der Freude dienen soll, sieht von aussen wie eine Gefängnisumfriedung aus. Stacheldraht macht es unmöglich, herein oder heraus zu gelangen. Disneyland scheint eine akribisch abgesicherte Insel zu sein, deren Insassen zum Vergnügen verdonnert scheinen. Mir kommt mein einziges Walt Disney Buch aus meiner Kindheit wieder in den Sinn. Dort verirrt sich Pinocchio in einen Jahrmarkt, der ihn und die anderen Jungen zu Eseln werden lässt. Fast so, als hätte Disney sich zu einem Moment der Selbsteinsicht als Zugeständnis treiben lassen, kann dieses Gelände hier nur ähnliche Erwartungen in mir hegen. Wenn ich mich hier auch nur eine Stunde in das Innere wage, komme ich – zu einem Nutztier verwandelt – nie wieder in die Aussenwelt zurück. Und weiter: der ganze Zaun steht, nicht nur weil sein Präsident einen solchen fordert, für ein Land, das unendlichen Spass verspricht, diesen aber nur noch denen zugänglich machen will, die bereits im Land sind.

Ich beschliesse mich von diesem Areal zu entfernen. Es fühlt sich schon von aussen nicht gut an.