Zunehmendes Alter

Mit zunehmendem Alter spüre ich einen Aussendruck auf mein Herz, das mir die Unbeschwertheit nimmt. Das mag ein Streit um eine Immobilie sein, eine Unklarheit in meiner Ehe, die Frage nach dem was sein wird in meinem Beruf, selbst die Nachrichten von Terroranschlägen. Mir ist, als würde die Düsternis der Welt das schöne weiche Licht der Freude in mir herunterschlagen. Nein, sachte aber beständig herunterregeln. So wie ich als Kind einfach und freudig durch die Welt ging, und so wie das meine Kinder heute tun, so kann ich das immer weniger. Es begann, als ich die Geburt der Tochter erlebte und von da an Sorge um ein kleines Wesen in den Alltag gesetzt bekam. Seitdem hängt dieser Schleier über mir, den ich auch im Suff oder mit einem trotzigen „heute steige ich aus der Welt aus“ nicht von mir weisen kann. Es ist immer da und nimmt mir ein wenig vom Atemzug. Und wenn ich es willkommen heisse und es frage, was es denn wirklich sei, dann kommt nichts als Antwort zurück. Natürlich weiss ich, dass ich nichts zu befürchten habe, dass nichts auf mich und uns hereinstürzt. Aber das Gefühl entzieht sich ständig diesem Gedanken. Es ist stärker weil sublimer. Der Gedanke braucht zu lang,  um sich auch nur einmal zu formulieren, und er bleibt zu kurz, um gegen das Gefühl eine Barriere zu bilden. So vergeht mir das Leichte im Leben, und ich ärgere mich darüber, dass ich so rückblickend die vielen schönen Momente im Leben nicht wahrnehme, wie mit einer viel zu starken Sonnenbrille durch etwas gehe, das mein Einziges ist. Ich habe ja nur eines. Und es steht sich selbst zunehmend im Weg.